Mit gutem Beispiel vorangehen und andere dadurch inspirieren
Kommunen, Kirchen, Dorfgemeinschaften und Privatpersonen können viel tun, um der Energiewende Rückenwind zu geben. Fazit der dritten Ausgabe der "RevierDialoge"
Die Klimakrise klopft laut vernehmbar an unsere Tür. Eine Entwicklung wird sichtbar, vor der die Wissenschaft seit Jahrzehnten warnt. Wir steuern auf einen planetaren Notstand zu, indem die Erderhitzung Kipppunkte erreicht, die Kaskaden nicht umkehrbarer Prozesse auslösen. Industriegesellschaften wie die unsrige sind herausgefordert, die Versäumnisse der Vergangenheit durch verstärkte Klimaschutzmaßnahmen nachzuholen. Die Zeit läuft weg und jede:r ist gefordert, einen Beitrag zu leisten.
Was können wir tun? Diese Frage beschäftigt den Aachener Ingenieur und Unternehmer Dr. Peter Klafka. Als ausgewiesener Experte in der Analyse von Kosten und Nutzen energiewirtschaftlicher Entscheidungen, Strukturen und Prozesse kann er rauf- und runterrechnen, was in der jetzigen bedrohlichen Situation am besten hilft. Dieses Wissen bringt er im Zuge seines ehrenamtlichen Engagements bei Scientists for Future durch Vorträge und Netzwerkarbeit ein.
Wie am 18. April 2023 bei der dritten Ausgabe der "RevierDialoge", mit denen Bistum Aachen und wir vom Nell-Breuning-Haus wichtige Grundfragen des Strukturwandels im Rheinischen Revier ausloten. Der einsetzenden Energiewende weitere Dynamik geben, auf dass sie sich verselbstständigt und die bisherige fossile Infrastruktur und Lebensweise ablöst, lautet das Gebot der Stunde: nicht irgendwann, sondern jetzt, nicht irgendwo, sondern auch hier im Revier. Kommunen, Kirchen, Dorfgemeinschaften und Privatpersonen haben allesamt konkrete Möglichkeiten, etwas zu tun.
Dr. Peter Klafka sieht in der Kombination von Elektrifizierung, Wärmedämmung, Wärmepumpen sowie Ausbau von Wind- und Solarenergie den richtigen Weg, effizient, rasch und kostengünstig Fortschritte zu erzielen. Den Gegenerzählungen der Industrielobby, etwa vom drohenden Blackout oder blühenden Wasserstofflandschaften, setzt der Ingenieur Faktenwissen entgegen. Er hofft, dass viele gute Beispiele eine gesamtgesellschaftliche Bewegung in Gang bringen.
Wie das von Barbara Ziemann-Oberherr aus Keyenberg, der zweiten Impulsgeberin bei den "RevierDialogen". In gewisser Weise steht ihr Vorbild für das, was uns allen bevorsteht: trotz ungewisser und bedrohlicher Verhältnisse in die Zukunft zu investieren, um so Einfluss auf deren Entwicklung zu nehmen. Während also ihre Nachbarn rechts und links die Umzugskoffer packten, um nach Neu-Keyenberg zu ziehen, steckte sie Geld in Photovoltaik und warb beharrlich dafür, dass es ihr andere im Ort nachtaten.
Das Klinkenputzen, Reden, Zeigen führte zu dem Erfolg, dass Keyenberg inzwischen energieautark ist und sogar an vielen Tagen Strom ins allgemeine Netz einspeist. Barbara Ziemann-Oberherr machte die Erfahrung, dass sich Menschen durch sichtbare Vorbilder inspirieren und ermutigen lassen. Und das ist genau das, worauf auch Dr. Peter Klafka setzt. Er bildet gerade auf Zuruf Botschafter:innen für nachhaltige Energielösungen aus, die einerseits in ihrem Haushalt, ihrer Firma oder ihrer Institution in den Klimaschutz investieren und andererseits ihrer Nachbarschaft, ihrem Umfeld oder ihren Netzwerken darüber berichten und Nachahmung auslösen.
Die Veranstaltergemeinschaft der RevierDialoge wird diesen Gedanken weiterverfolgen und in ihre Gespräche mit Akteuren im Strukturwandel des Rheinischen Reviers einspeisen. In Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Partner:innen wie der KlimaAllianz Deutschland sollten konkrete Ermutigungsbeispiele und Fortbildungsformate auf den Weg gebracht werden können. Politisch-administrativ geschieht zurzeit einiges an richtigen Weichenstellungen, wenn auch immer noch zu langsam und häufig unterfinanziert. Aber die Möglichkeiten wachsen und sie gemeinsam zu nutzen, gibt dem gesamtgesellschaftlichen Projekt Energiewende neuen Rückenwind. Das wollen wir unterstützen!